Letter from Egon Schiele to Carl Reininghaus
        Leopold Museum, Vienna
                    
        ESDA ID
    
    
        44
    
        Nebehay 1979
    
    
        Nicht gelistet/Not listed
    
        Credit line
    
    
        Leopold Museum, Vienna, Inv. 7804
    
        Place
    
    
        Neulengbach
    
        Date
    
    
        Dec. 1911 (handwritten)
    
        Material/technique
    
    
        Purple ink on paper
    
        Dimensions
    
    
        17,4 x 11,2 cm
    
        Transcription
    
    
        Dezember 1911.
Karl Reininghaus! sei doch nicht so garstig! – Ich habe
erfahren daß Du „schon“ da bist. Wie geht es
Dir denn? – Ich wohne in Neulengbach mitten
in einer ganz großen Landschaft; kennst Du N.?
Ich will hier bleiben. Haben wir nicht Freundschaft
geschlossen,? Du? – Ich habe wenigstens das gesunde
Gefühl mit Dir nahe bekannt zu sein. – Weiß
ich was Du hast. – Deshalb vielleicht, ich sag’ es
gleich weil ich von Dir Geld haben wollte; Große
müßten doch auch Talent haben Geld fortzugeben,
hab ich nicht recht? Oder deshalb weil ich noch
immer nicht Deine alten Blätter die Du
hast für Neue austauschte? Schau das
wäre doch kleinlich, Du wirst mir doch
zutrauen daß ich Dir gerne meine Blätter
oder Bilder schenke. – Es geht mir ja jetzt
finanziell ganz gut, Schulden hab ich auch und
viel mehr Feinde. Aber schöne Bilder hab
ich gemacht. Ich stelle gegenwärtig kollekt.[iv]
in Deutschland aus, München, [1] Folkwang Mus. [2]
u.s.w. – aber nochmals will ich Dir sagen,
daß ich doch, wenn ich Dir neue Blätter
noch nicht mit alten austauschte, immer doch
daran dachte, mit meinem Freund zu tun
zu haben und nicht mit einem ekelhaften
Geschäftsmann. – Es stünde wirklich dafür
||
daß Du mit mir einmal so reden könntest,
weißt Du, ich hab’ Dich nämlich wirklich
ganz gern, aber Du sollst nicht von mir
so denken, wie von anderen, das kränkt
mich eigendlich [!] weil es nicht ein Feind
tut. – Besuch mich doch! – Aufsehen hab’
ich, und wollte ich nicht machen, aber
erreignet [!] hat sich inzwischen sehr viel,
weil ich doch schon einige Werke da hab.
Was glaubst Du? – Lachst Du auch
über meinen Brief so, wie damals über
den von Moll [3]? – Den Herrn hab
ich auch kennen gelernt. Grüß Gott!
Wiedersehn!
Egon Schiele
Neulengbach.
Karl Reininghaus! sei doch nicht so garstig! – Ich habe
erfahren daß Du „schon“ da bist. Wie geht es
Dir denn? – Ich wohne in Neulengbach mitten
in einer ganz großen Landschaft; kennst Du N.?
Ich will hier bleiben. Haben wir nicht Freundschaft
geschlossen,? Du? – Ich habe wenigstens das gesunde
Gefühl mit Dir nahe bekannt zu sein. – Weiß
ich was Du hast. – Deshalb vielleicht, ich sag’ es
gleich weil ich von Dir Geld haben wollte; Große
müßten doch auch Talent haben Geld fortzugeben,
hab ich nicht recht? Oder deshalb weil ich noch
immer nicht Deine alten Blätter die Du
hast für Neue austauschte? Schau das
wäre doch kleinlich, Du wirst mir doch
zutrauen daß ich Dir gerne meine Blätter
oder Bilder schenke. – Es geht mir ja jetzt
finanziell ganz gut, Schulden hab ich auch und
viel mehr Feinde. Aber schöne Bilder hab
ich gemacht. Ich stelle gegenwärtig kollekt.[iv]
in Deutschland aus, München, [1] Folkwang Mus. [2]
u.s.w. – aber nochmals will ich Dir sagen,
daß ich doch, wenn ich Dir neue Blätter
noch nicht mit alten austauschte, immer doch
daran dachte, mit meinem Freund zu tun
zu haben und nicht mit einem ekelhaften
Geschäftsmann. – Es stünde wirklich dafür
||
daß Du mit mir einmal so reden könntest,
weißt Du, ich hab’ Dich nämlich wirklich
ganz gern, aber Du sollst nicht von mir
so denken, wie von anderen, das kränkt
mich eigendlich [!] weil es nicht ein Feind
tut. – Besuch mich doch! – Aufsehen hab’
ich, und wollte ich nicht machen, aber
erreignet [!] hat sich inzwischen sehr viel,
weil ich doch schon einige Werke da hab.
Was glaubst Du? – Lachst Du auch
über meinen Brief so, wie damals über
den von Moll [3]? – Den Herrn hab
ich auch kennen gelernt. Grüß Gott!
Wiedersehn!
Egon Schiele
Neulengbach.
        Annotations
    
    
        [1] Münchner Ausstellung in diesem Zeitraum: Buch und Bild, Buch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, München, 15.10.–ca. 31.12.1911.
[2] Im Folkwang Museum stellte Schiele erst ab April 1912 aus. (Egon Schiele, Emile Zoir, Folkwang Museum, Hagen, 11.04.–um den 08.05.1912.)
[3] Carl Moll (1861–1945).
[2] Im Folkwang Museum stellte Schiele erst ab April 1912 aus. (Egon Schiele, Emile Zoir, Folkwang Museum, Hagen, 11.04.–um den 08.05.1912.)
[3] Carl Moll (1861–1945).
        Provenance
    
    
        vor 2023: Privatsammlung 
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
        Recorded in
    
    
        Leopold Museum 2008, S. 93-94
    
        Owner
    
    
        Author
    
    
        Recipient
    
    
        Mentioned person
    
    
        Mentioned institution
    
    
        Image credit
    
    
        Leopold Museum, Vienna
    
Exhibitions
- 
                        Buch und BildBuch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, Munich, 15th Oct.–c. 31st Dec. 1911
            PURL: https://www.egonschiele.at/44
        
    
     
                                
                            