Maschinenschriftlicher Brief von Josef von Odelga/k. u. k. Infanterieregiment an Egon Schiele
Albertina, Wien
ESDA ID
1534
Nebehay 1979
1463, nicht transkribiert/not transcribed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 917
Ort
Wien
Datierung
02.1918 (inhaltlich)
Material/Technik
Schreibmaschine auf Papier
Maße
33,7 x 20,7 cm (Blatt)
Transkription
K. u. k. Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 Ersatzbataillon.
Euer Hochwohlgeboren!
Das Ersatzbataillon des k.u.k. Infanterieregiments Hoch- und Deutsch-
meister Nr. 4 beabsichtigt in der 2. Hälfte des Monats März l. J. [laufenden Jahres] in den
Räumen des Kunstsalons J. C. Wawra, Wien III., Lothringerstr.[aße] 14 zu Gunsten
des Witwen- und Waisenfonds nach gefallenen Deutschmeistern eine Kunstaus-
stellung mit anschliessender Auktion zu veranstalten, deren Bedingungen
unter Mitwirkung führender Vertreter der Wiener Künstlerschaft in nachfol-
gender Weise festgelegt wurden: um den geplanten Unternehmen den vollen
künstlerischen und materiellen Erfolg zu sichern, soll die Ausstellung
die Höchstzahl von 180 Werken der Malerei und Plastik nicht überschreiten,
wobei grundsätzlich nur Arbeiten von einwandfrei künstlerischen Qualitäten
– womöglich keine Kriegsbilder! – Berücksichtigung finden werden. Die
Teilung des Erlöses aus der Verauktionierung der Kunstwerke erfolgt in der
Art, dass 60 % des vom Aussteller festgesetzten Limitpreises dem ausstellen-
den Künstler, die restlichen 40 % dem Deutschmeister Witwen- und Waisenfonds
zufallen. Sollte der bei der Auktion erzielte Verkaufspreis den Limitpreis
übersteigen, so sind 30 % dieses Ueberschusses dem Künstler, 70 % dem
Deutschmeister Witwen- und Waisenfonds zugedacht, während der Limitpreis
selbst in jedem Falle im Verhältnis von 60 %: 40 % zwischen dem Künstler
und dem Witwen- und Waisenfonds geteilt wird. Eine Versteigerung unter
dem Limitpreise ist nicht gestattet; Werke, die keinen Käufer finden
sollten, werden nach Schluss der Auktion dem Einsender wieder zurückge-
stellt.
Die Eröffnung der Ausstellung soll Samstag den 16. März 1918, die Auk-
tion Dienstag den 26. März stattfinden. Schon heute gibt sich in den Krei-
sen der Wiener Künstler ein reges Interesse für diese Veranstaltung kund
und sind dem Ersatzbataillon auch bereits von einer Reihe hervorragender
Künstler wie J. Qu. Adams, Prof. J. Breitner, Prof. H. Darnaut, Prof. A. Delug,
H. Götzinger, F. K. Gsur, G. Gurschner, K. H. Hollitzer, Prof. J. Jungwirth,
A. Karlinsky, O. Larsen, K. Stemolak, Stoitzner, Prof. F. Zelezny, u.a. Zusa-
gen zugekommen, deren Namen dafür bürgen, dass die bevorstehende Ausstel-
||
lung des Wiener Hausregiments, sich zu einem ebenso vornehmen künstleri-
schen wie gesellschaftlichen Ereignis gestalten wird.
Das ergebenst gefertigte Ersatzbataillonskommando glaubt daher keine
Fehlbitte zu tun, wenn es sich gestattet, auch an Euer Hochwohlgeboren mit der
höflichen Aufforderung heranzutreten, sich an der erwähnten Kunstausstel-
lung mit einem oder mehreren Werken Ihrer Hand beteiligen zu wollen. Da
es sich um eine einem besonderen gemeinnützigen Zwecke gewidmete, nicht
im Rahmen einer bestimmten Künstlerver-
einigung stattfindende Veranstaltung handelt, können
auch solche Werke zur Aufnahme gelangen, welche bereits einmal anderweitig
ausgestellt waren, wodurch sich dem Künstler eine unter den jetzigen
schwierigen Zeitumständen vielleicht nicht unerwünschte günstige Verkaufs-
möglichkeit eröffnet.
Die Anmeldung wolle auf beifolgendem Anmeldebogen vorgenommen und an
das Regimentsmuseum des k.u.k. Regmt. [Regiment] Hoch- und Deutschmeister Nr. 4,
Wien III., Rennweger Infanterie Kaserne umgehend eingesendet
werden. Die Abholung der Bilder und Plastiken erfolgt durch die Ordonnanz
des Regimentsmuseums und wollen die angemeldeten Kunstwerke ab 25. Febru-
ar täglich in der Zeit von 9–12 Uhr in transportfähigem Zustande bereit-
gehalten werden.
Wien, Datum des Poststempels.
Der Ersatzbataillonskommandant:
Joh. Freih.[err] von Odelga m. p. [manu propria]
K. u. k. Major.
N.B. Nähere Auskünfte über die obige Ausstellung erteilt auf Verlangen der
Schriftführer des Ausstellungskomitees Leutnant Dr. Hans von Ankwicz, Wien
III., Rennweger Inft. [Infanterie] Kaserne, Deutschmeister Regimentsmuseum. (nachm.
VIII. Florianigasse 20/III. T Nr. 5415/IV.)
Euer Hochwohlgeboren!
Das Ersatzbataillon des k.u.k. Infanterieregiments Hoch- und Deutsch-
meister Nr. 4 beabsichtigt in der 2. Hälfte des Monats März l. J. [laufenden Jahres] in den
Räumen des Kunstsalons J. C. Wawra, Wien III., Lothringerstr.[aße] 14 zu Gunsten
des Witwen- und Waisenfonds nach gefallenen Deutschmeistern eine Kunstaus-
stellung mit anschliessender Auktion zu veranstalten, deren Bedingungen
unter Mitwirkung führender Vertreter der Wiener Künstlerschaft in nachfol-
gender Weise festgelegt wurden: um den geplanten Unternehmen den vollen
künstlerischen und materiellen Erfolg zu sichern, soll die Ausstellung
die Höchstzahl von 180 Werken der Malerei und Plastik nicht überschreiten,
wobei grundsätzlich nur Arbeiten von einwandfrei künstlerischen Qualitäten
– womöglich keine Kriegsbilder! – Berücksichtigung finden werden. Die
Teilung des Erlöses aus der Verauktionierung der Kunstwerke erfolgt in der
Art, dass 60 % des vom Aussteller festgesetzten Limitpreises dem ausstellen-
den Künstler, die restlichen 40 % dem Deutschmeister Witwen- und Waisenfonds
zufallen. Sollte der bei der Auktion erzielte Verkaufspreis den Limitpreis
übersteigen, so sind 30 % dieses Ueberschusses dem Künstler, 70 % dem
Deutschmeister Witwen- und Waisenfonds zugedacht, während der Limitpreis
selbst in jedem Falle im Verhältnis von 60 %: 40 % zwischen dem Künstler
und dem Witwen- und Waisenfonds geteilt wird. Eine Versteigerung unter
dem Limitpreise ist nicht gestattet; Werke, die keinen Käufer finden
sollten, werden nach Schluss der Auktion dem Einsender wieder zurückge-
stellt.
Die Eröffnung der Ausstellung soll Samstag den 16. März 1918, die Auk-
tion Dienstag den 26. März stattfinden. Schon heute gibt sich in den Krei-
sen der Wiener Künstler ein reges Interesse für diese Veranstaltung kund
und sind dem Ersatzbataillon auch bereits von einer Reihe hervorragender
Künstler wie J. Qu. Adams, Prof. J. Breitner, Prof. H. Darnaut, Prof. A. Delug,
H. Götzinger, F. K. Gsur, G. Gurschner, K. H. Hollitzer, Prof. J. Jungwirth,
A. Karlinsky, O. Larsen, K. Stemolak, Stoitzner, Prof. F. Zelezny, u.a. Zusa-
gen zugekommen, deren Namen dafür bürgen, dass die bevorstehende Ausstel-
||
lung des Wiener Hausregiments, sich zu einem ebenso vornehmen künstleri-
schen wie gesellschaftlichen Ereignis gestalten wird.
Das ergebenst gefertigte Ersatzbataillonskommando glaubt daher keine
Fehlbitte zu tun, wenn es sich gestattet, auch an Euer Hochwohlgeboren mit der
höflichen Aufforderung heranzutreten, sich an der erwähnten Kunstausstel-
lung mit einem oder mehreren Werken Ihrer Hand beteiligen zu wollen. Da
es sich um eine einem besonderen gemeinnützigen Zwecke gewidmete, nicht
im Rahmen einer bestimmten Künstlerver-
einigung stattfindende Veranstaltung handelt, können
auch solche Werke zur Aufnahme gelangen, welche bereits einmal anderweitig
ausgestellt waren, wodurch sich dem Künstler eine unter den jetzigen
schwierigen Zeitumständen vielleicht nicht unerwünschte günstige Verkaufs-
möglichkeit eröffnet.
Die Anmeldung wolle auf beifolgendem Anmeldebogen vorgenommen und an
das Regimentsmuseum des k.u.k. Regmt. [Regiment] Hoch- und Deutschmeister Nr. 4,
Wien III., Rennweger Infanterie Kaserne umgehend eingesendet
werden. Die Abholung der Bilder und Plastiken erfolgt durch die Ordonnanz
des Regimentsmuseums und wollen die angemeldeten Kunstwerke ab 25. Febru-
ar täglich in der Zeit von 9–12 Uhr in transportfähigem Zustande bereit-
gehalten werden.
Wien, Datum des Poststempels.
Der Ersatzbataillonskommandant:
Joh. Freih.[err] von Odelga m. p. [manu propria]
K. u. k. Major.
N.B. Nähere Auskünfte über die obige Ausstellung erteilt auf Verlangen der
Schriftführer des Ausstellungskomitees Leutnant Dr. Hans von Ankwicz, Wien
III., Rennweger Inft. [Infanterie] Kaserne, Deutschmeister Regimentsmuseum. (nachm.
VIII. Florianigasse 20/III. T Nr. 5415/IV.)
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien
PURL: https://www.egonschiele.at/1534