Brief von Anton Peschka an Egon Schiele
        Albertina, Wien
                    
        ESDA ID
    
    
        1203
    
        Nebehay 1979
    
    
        1120, nicht transkribiert/not transcribed
    
        Bestandsnachweis
    
    
        Albertina, Wien, Inv. ESA 176
    
        Datierung
    
    
        26.10.1916 (eigenhändig)
    
        Material/Technik
    
    
        Blaustift auf Papier
    
        Maße
    
    
        18,7 x 13,9 cm
    
        Transkription
    
    
        Lieber Egon!
Ich bin noch immer hier in H. [1]
In den unendlichen Feldern! – Du weißt ja wie
ich die Felder liebe! – Wenn ich nach Wien wieder-
komme werde ich dir zeigen was ich Neues gesehen
habe! – Es ist manch gutes darunter! – Einiges
nur werde ich malen! –
Bitte Egon sende mir etwas zum anschauen!
Ich meine nicht ein Buch! – Ausschnitte oder
Poesie eines unserer Jungkünstler! – Was dir
entbehrlich ist! – – –
Wie denkest du über den Dichter „Ausdem [?]
letzten Schiff?“ Neue Frei[e] Preße [!] vom 24 Okt.? –
Schreib mir ein Wort darüber! –
Wer hat dein Bild „Herbstbaum“? – Das Bild
mit den drei Sonnen? [2] –
Ich habe nichts von Dir außer dem Porträt
Gertis [3] und einigen Zeichnungen! –
Ein „Madonnenbild“ eine „Mutter“ hast Du
mir einmal versprochen! – [4]
Ich weiß nicht wie du heute darüber denkst
ich bitte dich mir darüber zu schreiben, Es
ist mir noch nicht gelungen mir einiges
Geld zu ersparen, sage mir aber einen
Preis vielleicht kann ich etwas erwerben! –
Wenn ja, so sende mir etwas dir Ent-
behrliches an Gerti Wien XII/4 Jägerhaus-
gaße 13.
||
Ich habe absolut Niemand hier mit
dem man ein vernünftiges Wort sprechen
könnte! – Es ist vielleicht gut so! –
Das viele Schauen in der Natur ersetzt mir
schließlich Alles mit Phantasmen quäle
ich ich nicht – es geht eben nicht! –
Ich bin nicht „Wunschlos“ wie du siehst
und kann mich auch nicht losreißen
von früheren Eindrücken! –
Das Militärische lenkt sehr sehr viel ab!
Man muß immer Eines [!] vergeßen [!] um das
Andere zu verfolgen! –
Nach dem Krieg werde ich vieles zu
verarbeiten haben – wer weiß ob es
mich aber dann noch interessieren
wird! –
Ich hoffe daß du irgendwie meine
Zerfahrenheit unterstützt! –
Leb wohl Tausend Grüße Dir
und Deiner Frau [5] Dein
Ant. Peschka.
H. 26/X 1916.
Ich bin noch immer hier in H. [1]
In den unendlichen Feldern! – Du weißt ja wie
ich die Felder liebe! – Wenn ich nach Wien wieder-
komme werde ich dir zeigen was ich Neues gesehen
habe! – Es ist manch gutes darunter! – Einiges
nur werde ich malen! –
Bitte Egon sende mir etwas zum anschauen!
Ich meine nicht ein Buch! – Ausschnitte oder
Poesie eines unserer Jungkünstler! – Was dir
entbehrlich ist! – – –
Wie denkest du über den Dichter „Ausdem [?]
letzten Schiff?“ Neue Frei[e] Preße [!] vom 24 Okt.? –
Schreib mir ein Wort darüber! –
Wer hat dein Bild „Herbstbaum“? – Das Bild
mit den drei Sonnen? [2] –
Ich habe nichts von Dir außer dem Porträt
Gertis [3] und einigen Zeichnungen! –
Ein „Madonnenbild“ eine „Mutter“ hast Du
mir einmal versprochen! – [4]
Ich weiß nicht wie du heute darüber denkst
ich bitte dich mir darüber zu schreiben, Es
ist mir noch nicht gelungen mir einiges
Geld zu ersparen, sage mir aber einen
Preis vielleicht kann ich etwas erwerben! –
Wenn ja, so sende mir etwas dir Ent-
behrliches an Gerti Wien XII/4 Jägerhaus-
gaße 13.
||
Ich habe absolut Niemand hier mit
dem man ein vernünftiges Wort sprechen
könnte! – Es ist vielleicht gut so! –
Das viele Schauen in der Natur ersetzt mir
schließlich Alles mit Phantasmen quäle
ich ich nicht – es geht eben nicht! –
Ich bin nicht „Wunschlos“ wie du siehst
und kann mich auch nicht losreißen
von früheren Eindrücken! –
Das Militärische lenkt sehr sehr viel ab!
Man muß immer Eines [!] vergeßen [!] um das
Andere zu verfolgen! –
Nach dem Krieg werde ich vieles zu
verarbeiten haben – wer weiß ob es
mich aber dann noch interessieren
wird! –
Ich hoffe daß du irgendwie meine
Zerfahrenheit unterstützt! –
Leb wohl Tausend Grüße Dir
und Deiner Frau [5] Dein
Ant. Peschka.
H. 26/X 1916.
        Anmerkungen
    
    
        [1] Unklar.
[2] Wohl Herbstsonne I (Sonnenaufgang), 1912, K P236; erworben von Fritz Waerndorfer (1868–1939).
[3] Bildnis Gerti Schiele, 1909, K P155: Gertrude Peschka, geb. Schiele (1894–1981).
[4] Junge Mutter, 1914, K P273.
[5] Edith Schiele, geb. Harms (1893–1918).
[2] Wohl Herbstsonne I (Sonnenaufgang), 1912, K P236; erworben von Fritz Waerndorfer (1868–1939).
[3] Bildnis Gerti Schiele, 1909, K P155: Gertrude Peschka, geb. Schiele (1894–1981).
[4] Junge Mutter, 1914, K P273.
[5] Edith Schiele, geb. Harms (1893–1918).
        Provenienz
    
    
        Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)
1954: Albertina, Wien (Legat)
        Eigentümer*in
    
    
        Autor*in
    
    
        Empfänger*in
    
    
        Abbildungsnachweis
    
    
        Albertina, Wien
    
Verknüpfte Objekte
            PURL: https://www.egonschiele.at/1203
        
    
     
                                
                             
                                
                             
             
            