Brief von Franz Wiegele an Egon Schiele
Scan aus: Nebehay 1979, S. 306
ESDA ID
762
Nebehay 1979
661, mit Abb., nicht vollst. transkribiert/with illustration, not fully transcribed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 994
Ort
Paris
Datierung
04.1914 (inhaltlich)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Transkription
Paris, XIV. 12, rue du Moulin
de Beurre.
Lieber Schiele!
Wirst Dich vielleicht wundern, daß ich
Dir plötzlich schreibe.
Leider gehts mir pekuniär so schlecht
daß ich auch nach Dir den Anker
auswerfen muß. Du weißt, daß
Du mir für das vom Herrn Reininghaus [1]
gekaufte Bild das Geld überbracht hast.
80 K[ronen] hast Du Dir einstweilen
zurückbehalten und mir hiervon
5 K bereits zurückerstattet. Meine
Hoffnung und Bitte geht nun dahin,
daß Du so lieb – und auch in der
Lage bist mir jetzt die nun schon
beinah 3 Jahre fälligen 75 K zu
senden. Du würdest mir damit
außerordentlich helfen.
Nach dem Obigen läßt sichs ja
schwer weiter schreiben. Auch würd
ich Dir, falls Du Paris schon kennst
nur unnütz vorplaudern. Aber
||
da ichs auch Dir zu verdanken hab
daß ich damals bei Pisko [2] ausgestellt
hab; womit gesagt ist, daß ich auch
die Akademiefedern ausrupfte und
jugendlichere ansteckte – so wär
ich Dir eigentlich schuldig über meinen
weiteren Lebenslauf zu berichten.
Das will ich auch alsobald [!] tun, wenn
ich ein frischeres Bild fertig bringe.
Nun bitt ich Dich noch schreib mir
von Deinen Arbeiten. In der Rue Lafitte
hab ich einmal eine Zeichnung von Dir
in der Auslage gesehn. [3] Das ist aber
auch alles, was ich seit langem von Dir
weiß.
Nimm mirs nit übel, ich mußt Dir
schreiben, und sei herzlich gegrüßt
Franz Wiegele.
12, rue du Moulin de Beurre.
de Beurre.
Lieber Schiele!
Wirst Dich vielleicht wundern, daß ich
Dir plötzlich schreibe.
Leider gehts mir pekuniär so schlecht
daß ich auch nach Dir den Anker
auswerfen muß. Du weißt, daß
Du mir für das vom Herrn Reininghaus [1]
gekaufte Bild das Geld überbracht hast.
80 K[ronen] hast Du Dir einstweilen
zurückbehalten und mir hiervon
5 K bereits zurückerstattet. Meine
Hoffnung und Bitte geht nun dahin,
daß Du so lieb – und auch in der
Lage bist mir jetzt die nun schon
beinah 3 Jahre fälligen 75 K zu
senden. Du würdest mir damit
außerordentlich helfen.
Nach dem Obigen läßt sichs ja
schwer weiter schreiben. Auch würd
ich Dir, falls Du Paris schon kennst
nur unnütz vorplaudern. Aber
||
da ichs auch Dir zu verdanken hab
daß ich damals bei Pisko [2] ausgestellt
hab; womit gesagt ist, daß ich auch
die Akademiefedern ausrupfte und
jugendlichere ansteckte – so wär
ich Dir eigentlich schuldig über meinen
weiteren Lebenslauf zu berichten.
Das will ich auch alsobald [!] tun, wenn
ich ein frischeres Bild fertig bringe.
Nun bitt ich Dich noch schreib mir
von Deinen Arbeiten. In der Rue Lafitte
hab ich einmal eine Zeichnung von Dir
in der Auslage gesehn. [3] Das ist aber
auch alles, was ich seit langem von Dir
weiß.
Nimm mirs nit übel, ich mußt Dir
schreiben, und sei herzlich gegrüßt
Franz Wiegele.
12, rue du Moulin de Beurre.
Anmerkungen
[1] Carl Reininghaus, Industrieller (1857–1929).
[2] Neukunstgruppe, Galerie Pisko, Wien, 01.12.–31.12.1909.
[3] Wohl in der Pariser Filiale der Kunsthandlung Arnot, Rue Laffitte 1 & 3.
[2] Neukunstgruppe, Galerie Pisko, Wien, 01.12.–31.12.1909.
[3] Wohl in der Pariser Filiale der Kunsthandlung Arnot, Rue Laffitte 1 & 3.
Provenienz
Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)
1954: Albertina, Wien (Legat)
Erfasst in
Nebehay 1989, S. 273.
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Scan aus: Nebehay 1979, S. 306
Ausstellungen
-
NeukunstgruppeGalerie Pisko, Wien, 01.–31.12.1909
PURL: https://www.egonschiele.at/762