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Albertina, Wien, Inv. ESA 149

Tulln an der Donau

17.06.1903 (eigenhändig)

Schwarze Tinte auf Papier

28,3 x 44,5 cm

Tulln, d.[en] 17.VI.03.

Liebster Papa!

Ein Freudentag ist
eingekehrt
In unseren kleinen Liebeskreis
Der mir das Schönste hat bescheret,
Das ich auf dieser Erde weiß.

Geboren ward der Papa heute [1]
Zu unsrer aller Lebensglück
Es glänzt darum die reinste Freude
In meiner Brust, in meinen [!] Blick.

Gott, der dich für Dein treues Walten
Bis hierher gnädig hat geführt,

||

Er wird Dich ferner auch erhalten
Wenn meine Kindesbitt’ ihn rührt.

Er möge Dir Gesundheit schenken,
Glück, Frohsinn und Zufriedenheit,
Wohin Dein Blick sich auch mag lenken,
Erblühe stets die Fröhlichkeit.

Ich will mich immer mehr bestreben
Durch Tugend, Fleiß bescheid’nen Sinn
Dir zu erheitern das Leben
für jetzt und alle Zukunft hin.

Dein
stets Dankbarer
Sohn
Egon

[1] Egon Schiele irrt sich, es ist nicht der Geburtstag das Vaters sondern der Hochzeitstag der Eltern. Christian M. Nebehay vermutet als Quelle des Gedichts einen Briefsteller.

Hist. Museum der Stadt Wien 1968, S. 15, Nr. 11; Hist. Museum der Stadt Wien 1990, Nr. 1.13

Albertina, Wien